Das Projekt „Wheelmap“ an der Carl-Netter-Realschule

Bericht der Carl-Netter-Realschule zum Wheelmap-Projekt 2014

Vorbereitung

Bevor wir die Stadt Bühl auf ihre Barrierefreiheit und Behindertenfreundlichkeit geprüft haben, brachten die Schulsozialarbeiterin sowie eine Lehrkraft der Realschule uns Schülerinnen und Schüler die Themen der „Behinderung“ und „Barrierefreiheit“ im Unterricht auf vielfältiger Weise näher. Zunächst sollten wir selbst überlegen, was wir unter dem Begriff „Behinderung“ verstehen und anschließend darüber nachdenken, wie wir Menschen mit Behinderungen begegnen.

Vor dem Aufbruch in die Stadt

Daran anknüpfend wurden uns die allgemeinen Definitionen zum Thema Behinderung von den UN-Behindertenkonventionen und dem Sozialgesetzbuch IX gezeigt, welche wir noch mit den Fachkräften besprachen und diskutierten. Außerdem beschäftigten wir uns mit der Frage, wie in Medien, Filmen und Büchern mit dem Thema „Behinderung“ umgegangen wird und schauten uns dazu ein paar Videoclips an. Wer wollte, konnte dazu erzählen, ob er/sie jemanden im Bekannten- oder Verwandtenkreis kennt, der eine Behinderung hat und wie damit umgegangen wird.

Hierauf folgte der Themenblock, was eigentlich behindert „macht“, also wie das Thema Behinderung in der Gesellschaft Anklang findet. Wir überlegten uns dazu, was man alles bedenken müsste, wenn man mit einer Behinderung – z.B. im Rollstuhl sitzend – in den Urlaub fahren oder fliegen möchte, oder wenn man abends einmal ausgehen möchte. Schnell stellten wir fest, dass man dazu eine ganze Menge mehr beachten muss.

Anschließend an diesen Themenblock durften wir selbst „erfahren“, was es heißt, auf Hilfe und Begleitung angewiesen zu sein. Wir konnten dabei zu zweit das Schulgelände erkunden, wobei eine Person die Augen verbunden bekam und die andere Person sie führte. Dieses Erlebnis war sehr beeindruckend, da man das Schulgebäude, in dem man sich alltäglich bewegt, ganz anders wahrgenommen hat. Auch war es bei dieser Übung sehr wichtig, dem Partner zu vertrauen. Für einige SchülerInnen war es nicht leicht und sehr herausfordernd, sich auf dieses Experiment einzulassen und auch einmal gegen andere Personen zu laufen.

In den nächsten Stunden folgte die zweite Einheit des Wheelmap-Projektes. Uns wurde das Projekt vorgestellt, die Karte im Internet gezeigt und durch Videoclips die Initiatoren und ihr Ziel des Projektes dargestellt. Daran anschließend konnten wir uns in Gruppen einteilen und bekamen pro Gruppe fünf verschiedene Aufgaben. Eine Person durfte am Wheelmaptag in die Rolle eines „Rollstuhlfahrers“ schlüpfen, eine andere in die eines „Architekten“ (durfte die Türbreite der Eingangstüren, die Rampensteigung und weiteres ausmessen), wiederum eine andere erfuhr die Aufgabe des „Journalisten“ und machte Fotos von den Gebäuden und Mitmenschen und befragte gemeinsam mit den „Statistikern“ Passanten zu gewissen Themen. Letztendlich wurden die Ergebnisse aller Teammitglieder zusammengetragen und vom „Mapper“ in die Wheelmap-Karte im Internet eingetragen und gleichzeitig die Barrierefreiheit der öffentlichen Gebäude durch die Markierungen grün (barrierefrei), gelb (nicht ganz barrierefrei, aber dennoch zugänglich für Rollstuhlfahrer) und rot (nicht barrierefrei) gekennzeichnet. Nun konnte der Wheelmap-Tag kommen, welcher auf Montag, den 14.07.2014 festgelegt wurde.

Schülerinnen und Schüler der Carl-Netter-Realschule
mit Schulsozialarbeiterin Antje Haupt

Der Mapping Day

„Was denken sie als erstes, wenn sie das Wort ‚Behinderung‘ hören?“
„Benachteiligung“, „Rollstuhl“, „Mitleid“, „Mangelnde Mobilität“, …

Das sind nur einige Antworten, die wir auf diese Frage bekommen haben, als wir an besagtem Montagvormittag durch Bühl gezogen sind, um unsere Stadt auf ihre Barrierefreiheit zu prüfen. Unsere Ausrüstung bestand aus Rollstühlen, Wasserwaagen, Zollstöcken, Stift, Papier und den T-Shirts, welche dankenswerterweise von der Sparkasse Bühl gestiftet wurden und das Motto der Sozialzünder zeigen.

Letzte Instruktionen vor dem Startschuss

Nachdem wir vergeblich versucht hatten, unsere Handys auf wheelmap.org anzumelden, entschieden wir uns, offline zu mappen und zogen los. Der Rollstuhl erregte bei den Passanten und Ladeninhabern für ein wenig Aufsehen und einige verstohlene Seitenblicke, wir wurden aber von niemandem angesprochen – weder mitleidig, noch abfällig. In den Geschäften baten wir darum, uns umsehen und einige Fragen stellen zu dürfen. Dies wurde uns ausnahmslos genehmigt.

Während also drei unserer Gruppe sich auf die Suche nach rollstuhlgerechten Toiletten und Anproben machten, stellten die anderen zwei ihre Fragen:
„Was denken sie als erstes, wenn sie das Wort ‚Behinderung‘ hören?“
„Wie behandeln sie Menschen mit Behinderung?“
„Helfen sie, wenn es nötig ist?“
„Würden sie Menschen mit Behinderung einstellen?“
„Wie wichtig ist ihnen Barrierefreiheit?“
„Haben sie Menschen mit Behinderung in ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis?“

Die Antworten waren immer sehr positiv. Auf die erste Frage reagierten ein paar Personen etwas überrascht: „Ääähh… was soll ich da denken?“
Außerdem hatte unter den Befragten bis auf eine Person niemand einen behinderten Menschen in seiner Familie oder in der Bekanntschaft.

Als alle Orte in unserem Bereich kontrolliert waren – manche doppelt und dreifach – wollten wir in unserer Schule online mit dem Eintragen der Orte beginnen. Auch hier dauerte es eine ganze Weile, bis wir hinter die Technik der Seite kamen; aber immerhin ging es.

Fazit der ganzen Aktion: Bühl ist ein überwiegend barrierefreies und sehr freundliches Pflaster.

Katharina Bischoff
Klasse 9e der Carl-Netter-Realschule

Fotos: Ralf Dresel

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